DER KLEINE NASCHBALKON - URBAN GARDENING IN LECKER
naschwerk für mensch & tier.
...oder wie man aus ein paar Quadratmetern Beton ein Garten in luftiger Höhe zaubert.
Der Naschbalkon respektive der Balkon-Garten ist ein langfristiges Projekt und das Zaubern ist realistisch gesehen wohl eher ein Durchexperimentieren. Im Ausschlussverfahren stellt man fest, was nicht für Töpfe, das entsprechende Klima oder die Lichtverhältnisse gedacht ist. Vielleicht muss man ein bisschen verrückt sein - aber das hilft auch ungemein überraschende Erfolge zu haben;-)
checkliste für einen balkongarten VOR der bepflanzung.
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ein Balkongarten macht Arbeit - dabei sprechen wir nicht von 5 Minuten pro Tag - egal wie clever angelegt. Ihr werdet dabei sämtliche Launen durchleben. Von absolut eurphorisch, entspannt über gestresst bis hin zum Riesenfrust, weil auch ab und an was wirklich nicht klappen will
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weil die Pflanzen alle in Töpfen sind, benötigt das Giessen viel mehr Fingerspitzengefühl und an heissen Tagen bedeutet das jeden Morgen vor der Sonne (optimalerweise) zu giessen
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man sollte einen "Stellvertreter" haben, wenn man durch die warmen Tage mal wegfährt - und dieser Stellvertreter sollte einen halbwegs grünen Daumen haben, wenn man nach der Abwesenheit nicht wieder von vorne beginnen möchte
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für mich ist es "Frühsport", aber keinen Wasseranschluss auf dem Balkon zu haben für einen Schlauch heisst jeden Morgen an heissen Tagen 30 Giesskannen zu füllen und rauszutragen
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Je nach Vorhaben der Balkonbegrünung solltet ihr die Statik nicht ausser Betracht lassen - je nach Bauart des Hauses/Balkons
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Bei Miete abklären, wie bunt ihr es treiben dürft zum Beispiel bezüglich Pflanzenkisten am Balkongeländer, Kletterhilfen etc.
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Den Bodenbelag auf Eignung prüfen. Holzroste können je nachdem recht leiden und Rasenteppiche zwischen Teppich und Beton schimmeln etc.
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Lage des Balkons anschauen. Sonnenstand durch den Tag beobachten und ob sich die Hitze so staut oder gewisse Ecken nie einen Sonnenstrahl abbekommen
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Platzverhältnisse für Anzucht und Winterlager nicht vergessen
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Pflanzenabstand - vergesst nicht, dass auch Pflanzen in Töpfen Abstand zu ihren Nachbarn benötigen. Nicht nur fürs Wachsen alleine, auch in Bezug auf Licht und falls Krankheiten oder Schädlinge am Werk sind
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Platz für Nützlinge wie Wildbienen einberechnen. Die Tiere stören überhaupt nicht, sind weder aggro noch lästig. Sie helfen euch die Pflanzen zu bestäuben und sind zufrieden mit einem einfachen Insektenhotel, vielleicht einer kleinen Tränke und ein paar Bienenweidenpflanzen. Florfliegen und Marienkäfer anzulocken ist auch eine gute Idee bezüglich Läuse und anderen Plagen
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Als Mieter sollte man einen etwaigen Umzug nie aus den Augen verlieren. Sprich richtig schwere Töpfe und Tröge müssen transportiert und Installationsspuren wie Bohrlöcher für Ampeln, Kletterhilfen etc. repariert werden.
starterkit - der pflanzplan.
Wenn Ihr euch über die Platz- und Sonnenverhältnisse etc. im Klaren seid, gehts an die Planung - ich weiss... die ist immer zum missachten da, aber zum Setzen von Leitplanken ist sie trotzdem gut ;-) Mein Tipp: "think big, start small". Der Balkon muss nicht gleich nach dem ersten Einkauf im Gartencenter aus allen Nähten platzen.
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Schaut beim Kauf darauf, dass die Pfanzenansprüche den Gegebenheiten bei euch auf dem Balkon entsprechen (Licht-, Wasser-, Platzbedarf, usw.)
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Kauft als Erstes möglichst einfache und anspruchslose Pflanzen
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Achtet darauf, dass die Pflanzen möglichst resistent sind (z.B. gegen Mehltau)
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Beginnt mit einheimischen, winterharten und mehrjährigen Pflanzen - die benötigen langfristig einen festen Platz auf dem Balkon - danach könnt ihr mit dem Rest auffüllen
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Beachtet den Pflanzenwuchs und die -Grösse - sehr auslandende und hoch wachsende Pflanzen haben nur bedingt Platz auf einem Balkon
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Achtung! Achtet bei der Pflanzenwahl auf die Befruchtung (Selbstbefruchter, männliche/weibliche Pflanze, ggf. nötige Befruchterpflanze) - vergesst dabei nicht, euch in der Nachbarschaft umzuschauen - vielleicht steht da bereits eine "helfende Pflanze"
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Vergesst das Insektenhotel nicht
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Achtet bei der Wahl von Bienenweiden darauf, dass ihr die ganze aktive Gartensaison was Blühendes für eure kleinen Helfer habt.
Viel Spass und Erfolg mit eurem Naschbalkon! Lasst euch nicht entmutigen, wenn mal was nicht klappt - freut euch an dem, was funktioniert und lernt aus dem Rest.
Ich werde diese Seite hier langsam mit Erfahrungen und weiteren Tipps auffüllen. Je nachdem wie ich dazu Zeit habe und was ich selber dazugelernt habe;-) Schaut ab und an mal vorbei und vielleicht findet ihr dann noch den einen oder anderen Garden-Hack, den ihr noch nicht gekannt habt.
Ich hab versucht einen kleinen Plan zu zeichnen - die Sonne geht übrigens zwischen der Stockrose (13) und dem Pfirsich (14) unter.
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Zinnwanne mit Kräutern
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Tomaten
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Rose(n)
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Johannisbeere rot
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Liebstöckel /Maggikraut
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Katzenminze
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Stachelbeeren dunkel
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Balkon-Himbeere
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Mexikanische Minigurken
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Goijbeeren
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Säulenapfelbaum
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Schwarzer Holunder
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Stockrose
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Pfirsichsäulenbaum
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Stangenbohnen
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Weide
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Zucchini
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Rosenkohl
...zwischen Rosen, einer Weide, Insektenhotels, welche auf dem Plan mit den Bienensymbolen markiert sind und diversen Bienenweiden. Eigentlich wäre da noch eine Feige - leider hat sie jedoch den Umzug mitten in der Ruhephase nicht gut überstanden und streikt gerade. Und dies obwohl sie die letzten 3 Jahre lang üppig Feigen produziert hatte - sehr schade. In einer Ampel über 9 & 17 hängt noch die Bromberere. Die nicht nummerieren Töpfe sind weitere Kräuter und Bienenweiden.
balkonien.
Bei Balkongärten muss man etwas umdenken. Man pflanzt in Kübeln, Kästen, Trögen und Töpfen. Je nach der verfügbaren Fläche muss man diese gut einteilen und organisieren. Erstens damit die Pflanzen sich nicht gegenseitig den Platz und die Sonne streitig machen und zweitens damit man sinnvoll und ohne akrobatische Sondereinlagen die Pflanzen giessen und pflegen kann.
Das Giessen generell sollte als Thema nicht vergessen werden. Ein Regenwasserfass auf dem Balkon kann schwierig werden. Platztechnisch und auch da viele Balkone gedeckt sind und Regen somit nicht eingefangen werden kann.
Leider mussten wir auch die Erfahrung machen, dass Pflanzen in Töpfen anfälliger für Mehltau und Blattläuse sind. In dem einem Jahr, wo ich Rosenkohl angepflanzt hatte, ist dieser zur Raupenfarm mutiert. Das ist mir im grossen Garten nie in dem Masse passiert, da die Nützlinge dort ungehinderten Zugang hatten. Igel und Eidechsen waren fleissig unterwegs - der Wind hat seinen Teil dazu getragen und mit vielen nützlichen "Beipflanzen" konnte ich mir einiges von den Beeten fernhalten, was bei Töpfen auf dem Balkon schwierig ist.
Was den auf Läuse anfälligen Holunder betrifft, habe ich ein Gegenmittel gefunden: Schnittknoblauch als Unterpflanzung und gut ist. Seither nie wieder ein Problem gehabt bei dem Holunder.
Eine weitere Stolperfalle für gärtnerischen Übermut ist die kalte Jahreszeit. Was muss eingepackt werden, in die Wohnung oder in den Keller? Was muss wann zurückgeschnitten werden und wie oft giesst man über den Winter?
Pflanzen für die Arten- und Sortenvielfalt
praxiserprobte biodiversität im garten
Biodiversität ist wichtig - überlebenswichtig für Mensch, Tier und die Natur überhaupt. Dazu gibt es Studien, ausreichend Bücher und zahlreiche Profis, die gerne Informationen dazu weiter geben. Aktuell geht es mir bei dieser Seite jedoch nicht um das "how-to", sondern um die Pflanzen, welche bei mir im Garten neue Mitbewohner anlocken, Nahrung- und Schutz bieten und auch eine Wiege für neue Generationen oder die Grundlage dafür bieten.
Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass Pflanzen sich nur so gut bewähren, wie der gewählte Standort und die etwaige Pflege für sie auch passt. Darum habe ich im ersten Jahr meines neuen Gartens ganz viele verschiedene Stauden an diversen Stellen angepflanzt und beobachtet was passiert. Gedeiht die Pflanze, welche Gartenbesucher lockt sie an (ausser Nacktschnecken), für was alles kann man die Pflanze verwenden etc. Und nach dem ersten Winter wurde die Bestandesaufnahme gemacht, was wieder austreibt und sich vielleicht wie und wo vermehrt hat.
Leider kam dann das regenreiche 2021 - ein Horrorgartenjahr, welches den Garten zur traurigen Sumpflandschaft gemacht hat. Irgendwann im Laufe des Jahres hab ich resigniert und die Gartenhandschuhe frustriert in die Ecke geknallt. Selbst die morgendlichen Schneckenabsammelaktionen, welche bis zu einer Stunde gedauert haben, liess ich bleiben. Ich schmollte - jawohl! ....aber aufgeben ist ja nicht wirklich eine Option ;-)
Ein rosa Herz beim Portrait bedeutet, dass die Pflanze einheimisch ist.
meine stauden & kräuter für die biodiversität
Lavendel - Lavandula
Lavendel - es ist eine Hassliebe. Zuerst einmal - er ist bedingt heimisch, kam aber im 11. Jahrhundert über die Alpen in die Schweiz und daher wohl irgendwie nicht ganz fremd. Die Insekten fliegen auf jeden Fall drauf und es ist immer ein wahnsinns Gewusel, wenn ich fotografieren möchte. Still sitzen ist nicht. Daher hab ich von all den zahlreichen Insekten erst eine kleine Auswahl in "scharf".
Wenn ich das nächste mal Zeit und Muse habe, setzt ich mich mal wieder in den Lavendel ;-)
Der kleine Halbstrauch liebt trockene Füsse und Sonne. Braucht 1-2 mal im Jahr einen beherzten Schnitt (was ich eben nicht so gerne mache) damit er schön wächst. Ich stehe immer recht ratlos davor und denke "aber da sind doch noch Bienen dran"...
Die ätherischen Öle des Lavendels verwirren Schädlinge und halten diese im Idealfall von der "Zielpflanze" fern, weil sie deren Geruch übertünchen. Ich mulche mit Lavendelschnitt beim mehrjährigen Kohl und allem essbaren, was der Weissling sonst noch gerne anfliegt. So benötige ich keine Chemie, was für die Biodiversität auch sehr wichtig ist.
Langfristig nasse Füsse ist nichts für den Lavendel. Ich habe im 2021 einen rechten Lavendel-Verlust gehabt und bin mir noch nicht sicher, ob ich alle wieder "aufforste". Im durchlässigen Untergrund des Lavendels entdecke ich auch immer wieder erdnistende Wildbienen und Hummeln.
Katzenminze - Nepeta cataria
NEIN, damit möchte ich KEINE Katzen anlocken. Diese haben auch ausgesprochen schlechte Karten bei mir im Garten, da mein Hund seine "Besitzansprüche" deutlich signalisiert - egal ob Katze oder Fuchs. Und JA, das Risiko besteht, dass man damit Katzen anlockt. Mein Partner kann das wiederum nicht verstehen, weil er meint, dass das Kraut stinke.
ABER....es lockt Florfliegen an (Larven sind gegen Blattläuse super), ist ein Hummelmagnet und Schmetterlingstankstelle. Seit Taubenschwänzchen da regelmässig saugen sehe, ist es für mich sowieso klar, dass es ohne nicht geht ;-)
TIPP: Ich habe die Katzenminze noch von meinem Balkongarten her in Töpfen. So kann ich sie dahin stellen, wo Katzen tendenziell nicht durch den Garten streifen und trotzdem alle Qualitäten der Pflanze nutzen. Schneidet man Verblühtes zurück mutiert die Staude zum "Dauerblüher".
Taubenskabiose - Scabiosa columbaria
Die Taubenskabiose ist Buffet für so viele Schmetterlinge, Wildbienen und andere Pollen fressende Insekten. Wenn man sich etwas Zeit nimmt und beobachtet was da alles ankommt, ist man echt erstaunt.
Unter den Blütengästen befinden sich auch illustre Nützlinge - unter anderem die Schwebefliege. Sie ist wie die Florfliege im adulten Zustand Pollen zugetan - aber im Stadium der Larve ein hungriger Blattlaus-Vertilger ohne Gnade ;-)
Wenn man die verwelkten Blüten regelmässig zurück schneidet, dann verlängert das die Blühzeit und bietet der "Hall-of-Fame" der Nützlinge gute Argumente immer mal vorbei zu schauen und im Idealfall zu bleiben und sich zu vermehren.
Die Skabiose benötigt im Topf etwas mehr Wasser wie die Katzenminze. Da sie aber keine Katzen anlockt, kommt sie bei mir, wo immer es ihr gefällt in den Boden. Die Staude hat auch nach dem Sumpfjahr 2021 wieder zuverlässig ausgetrieben und im Boden ist sie auch was das Wasser angeht echt genügsam. Wer noch die kleine Schwester der Skabiose - die Witwenblume - dazu pflanzt, hilft zusätzlich noch einer spezialisierten Wildbiene der kleinen "Knautien-Sandbiene". Bei der Absicht dieser bedrohten Wildbienenart zu helfen, sollte man ein Sandarium anlegen. Was aber nie eine schlechte Idee ist, da die Mehrheit der Wildbienen Erdnister sind und Sand benötigen.