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Autorenbildbaloulaleica

Viel Dampf um....? Hydrolate aus Gartenkräutern selber herstellen

Destillen: Diese kupfernen Teile faszinieren mich seit Jahren. Nicht weil ich Hochprozentiges brennen möchte, sondern wegen den Hydrolaten. Ich liebe Kräuter in meinem Garten - aber ich kann sie nicht alle trocknen oder in Kräutersalze, Essig, Oel und Pestos verarbeiten. Und Lavendelpesto schmeckt einfach nicht ;-)



Lavendel frisch geerntet aus dem eigenen Garten

Die Lavendelschnitt-Zeit steht an. Ich habe ein paar Sträucher davon und möchte den Schnitt auf keinen Fall auf den Kompost werfen. Das würde diesem zwar eine interessante "Duftnote" verleihen - aber nein. Lavendelsäcklein hab ich genug. Einige Blüten sind in Zucker, Chutney und Essig gelandet. Aber aus dem Rest soll nun endlich ein Hydrolat werden!


Vorhaben ist klar - Wissen darüber inexistent, dafür hochtrabende Ideen, was man alles "verdampfen" könnte. Um mir wenigstens ein Halbwissen anzueignen bin ich den gewohnten Weg gegangen: Bücher. Ich hab viele tolle "Rezepte" gefunden und noch mehr Ideen gekriegt, was man alles destillieren kann - aber brauchbare Anleitungen sind rar gesät.


Auf jeden Fall nenn ich nun endlich so eine (noch) orange-glänzende Destille mein Eigen. Seit etwas mehr wie einer Woche steht sie auf meinem Kreativtisch und wartet auf ihren Einsatz. Erst habe ich Lavendel geerntet und getrocknet. Die einen behaupten frisch sei besser, andere empfehlen das Rohmaterial antrocknen zu lassen oder gleich erst richtig trocken zu verwenden. On verra.


Durch die Literatur und Videos auf Youtube musste ich feststellen, dass mir das eine oder andere Ding für eine entspannte Destillation fehlt. Zum Beispiel Flaschen, wo ich das Destillat abfüllen und aufbewahren kann. Ein Ölabscheider, falls per Zufall auch noch aus dem einen oder anderen Kraut etwas ätherisches Öl gewonnen werden kann..... Siedesteinchen? ....und und und...?


Die erste "Leer-Reinigung-Destillation" habe ich im Vorfeld gemacht. Da ich bei der ersten Destillation nicht unbedingt gleich die Lavendelblüten destillieren wollte, hab ich deren Stengel genommen. Stundenlang wurden also die Stengel in ca. Tannnadelgrösse geschnitten und in die Kolonne eingebettet. Damit die Ladung nicht gleich durch die Löcher des Siebes rieseln, habe ich davor einen Kreis aus Käseleinen geschnitten und dieses Stück Stoff als zusätzlichen "Filter" verwendet. Käseleinen lässt sich kochen und wieder verwerten. Ich finde die Variante sympathischer wie die Verwendung von Haushaltspapier.



Während ich am füllen der Kolonne war, konnte das vorgefilterte und abgekochte Wasser abkühlen. Da ich kein destilliertes Wasser habe, wurde mein "Hahnenburger" durch den Filter gejagt und in einer grossen Pfanne gekocht. Das Resultat landete im Bauch vom kupfernen Wasserkessel. Dazu gesellten sich noch 2 kleine Kieselsteine aus dem Garten. Natürlich gereinigt. Diese dienen mir als akustisches Signal und sollen die Launen vom kochenden Wasser im Kessel etwas zähmen. Solange die Kiesel "tanzen" ist noch Wasser im Kessel - verstummt das Geklimpere ist nicht mehr genug Wasser drin, um die Steine rumzuwirbeln und Zeit die Hitze vom Kessel zu nehmen, sprich die Herdplatte abzustellen ;-)


Nach vielem schnippeln und einem halben Hörbuch - natürlich zum Thema - war der "Krautbehälter" endlich gefüllt. Schnell noch das Kupfernetz zugeschnitten, vorgeformt und über die wertvolle Fracht geklemmt. Das Kupfernetz verhindert, dass kleine aufgewirbelte Pflanzteilchen in den Kamin und die Dampfleitung kommen und diesen mit der Zeit verunreinigen oder gar verstopfen.


Das Kupfersieb muss man etwas runter stossen, damit der "Hut" oben auch richtig aufgesetzt werden kann. Dann heisst es Leitungen verbinden zum Kühlkessel, Lavabo mit kühlem Wasser füllen, Pumpe anwerfen und die Kochplatte anwerfen.



Nach dem Mittag habe ich die Destille angeworfen. Sobald das Wasser im Kessel kochte, der Dampf aufstieg und sich in der Leitung durch den Kühlbehälter wieder verflüssigte hiess es für mich alle 15 Minuten vorbeischauen. Ich habe geprüft, ob alles dicht ist und nach 1 Stunde und an einer Stelle ein Teflontape hingemacht. Damit ich gleich auf den ersten Blick sehe, wie es um die Temperatur im Kühlbehälter steht, hab ich ein "Schoppen-Thermometer" reingesteckt. Sobald das Wasser die 30°C Grenze überschritten hat, kam ein Kühlelement, Eiswürfel oder frisches, kühles Wasser ins Lavabo.


Als Auffangbehälter für das "Probe-Destillat" verwendete ich eine kleine 200 ml Flasche, die ca. alle 30 Minuten voll war. Der Sammelbehälter war eine grosse, klare Apothekerflasche mit einem Fassungsvermögen von 2,5 Liter. Damit konnte ich herausfinden wie oft ich die kleineren Flaschen austauschen müsste und wieviel Destillat aus ca. 3 Liter Wasser in etwas entstehen.


Der Hund gab sich in Lavendeldampf gelullt die volle Breitseite und lag tiefenentspannt dösend auf dem "kühlen" Steinboden während ich hin und her rannte, dahin schmolz wie die im Kühlwasser schwimmenden Kühlelemente und 60 Eiswürfel (nicht alle auf einmal!) - ein spezielles Timing sowas ausrechnete am bisher heissesten Tag des Jahres zu starten.....


Um ca. 19:30 Uhr, also 6,5 Stunden später ertönten die letzten Zuckungen der Kieselsteine. Ich war fix und fertig. Die Luft war geschwängert von einem schweren zimtigen Lavendelduft und wenn man die kleine Küche betrat, wollte man eigentlich nur wieder raus :D Es war so warm und schwül darin, wie sonst in keinem Raum.


Apothekerflasche mit Hydrolat aus Lavendelstängeln

Das gesammelte Hydrolat in der Apothekerflasche hat einen kleinen feinen Film an der Oberfläche. Das heisst, dass es sogar aus den trockenen Lavendelstängeln ein bisschen was an ätherischem Öl gegeben hat. Noch habe ich keine taugliche Pipette, um das Öl abzuschöpfen und der kleine Ölabscheider mit einem Fassungsvermögen von 100 ml würde meine Geduld (knapp


2 Litern Destillat) wohl trotz beruhigender Lavendeldröhnung den Rest geben. Also bleibt er vorläufig drauf und versiegelt so das darunter liegende Ausbeute an Hydrolat.


Eigentlich wollte ich morgen gleich die Blüten noch destillieren - aber ganz ehrlich: Nope ;-) Zumindest werde ich heute Nacht zufrieden ins Bett kriechen und hoffentlich gut schlafen - auch wenn die abartige Hitze echt nicht meins ist. Ich glaube ich warte mit der nächsten Destillation, bis es wieder kühler ist und ich die Wärme der Destillation gleich noch für das Aufgehen eines Hefeteiges in der kleinen Küche nutzen kann :P

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