Die ewige Gretchenfrage: übersteht die Gartenkeramik den Winter oder kriegt sie neben Patina auch Risse? Was macht die Winterfestigkeit aus, worauf muss man achten, damit an den Schmuckstücken keine Schäden entstehen? Was tun, damit das Frühlingserwachen nicht im Scherbenhaufen endet?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, es gibt keine Garantie, dass Keramik durch den Winter unbeschadet übersteht. Selbst wenn sie es eigentlich geschafft hätte, kann ein fehlgeleiteter, herzhaft gut gepresster Schneeball der liebevoll geformten Dekoration den Garaus machen.
Trotzdem habe ich beschlossen, einige Teile im Garten zu lassen und zu sehen was passiert. Meine Kräuterschild-Prototypen und die Baumpilze bleiben draussen und sind der Witterung ausgesetzt. Bei meinem Erstlingswerk, dem kleinen Stabvogel, bin ich nicht ganz so mutig. Der kommt in die Überwinterungsecke unters Dach vom Sitzplatz. Möglichst weit weg von von Wasser, dem Einflussbereich von Hundetobplätzen und Schneeballzonen ;-)
Aktuell ruhen bei mir 2 Vogelfutterhäuschen im Trocknungsregal. Diese werden nach dem Brand auf jeden Fall rausgehängt - in den grossen Apfelbaum. Gemäss Wasseraufnahme sollte es klappen. Aufgehängt werden sie an Drahtseilen. Aber es gibt viele Stellen, wo sich Wasser sammeln kann. Aber hey - wer nicht wagt....
Wenn du sicher gehen willst, dass deine Keramikobjekte im Garten sicher durch den Winter kommen, habe ich hier einige Punkte zusammengestellt, die du in Punkto "winterfeste Gartenkeramik" beachten solltest:
Feindbild Nr.1 für Keramik: Wasser. Je nach Tonart liegt die prozentuale Wasseraufnahme selbst nach dem Brand auf der höchstmöglichen Temperatur des jeweiligen Tons noch beispielsweise auf 10 %. Das heisst, der gebrannte Ton kann noch sehr viel Wasser aufnehmen und im Inneren speichern. Das Wasser dehnt sich beim Gefrieren aus und die "Zerstörung" nimmt ihren Lauf.
Steht ein Objekt, das eine hohe Wasseraufnahme hat, draussen im Regen und die Nacht wird frostig kalt, so dass das Wasser gefriert, kann man praktisch beim "Knacken" zuhören... natürlich kann man mit Glasuren der Gefahr Einhalt gebieten - aber das müsste dann ein "Rundumschutz" sein. Ehrlich gesagt hab ich noch nie ein Werk gesehen, wo es keine unglasierte Stelle gab.
Als Faustregel zur Vermeidung der Gefahr durch Wasseraufnahme gilt: Der Ton darf nach dem Brand weniger als 2 % Wasser aufnehmen. Damit ist die Gefahr des Vollsaugens und von Innen heraus "knacken" praktisch gebannt.
Die Glasur ist ein zusätzlicher "Schutzfilm", wenn sie geschlossen und dicht ist. Unterglasur zählt nicht dazu - es sei denn, man hat noch darüber glasiert.
Objekte, die man aufhängt, in Stehlen arrangiert oder auf einen Stab stellt, haben Löcher und das Innere ist meist "roher" Ton und nur aussen glasiert. Das bedeutet, dass das Wasser durch die Öffnungen eindringen kann. Hängt man Gegenstände mit Schnüren auf, die sich mit Wasser vollsaugen können, quellen diese beim Einfrieren zusätzlich auf. Wenn das Loch, durch das sie gefädelt sind, knapp bemessen ist, wird die Schnur selbst zur Gefahr und kann die Öffnung "sprengen". Die selbe Problematik kann sich bei Holzstäben passieren, wenn das Holz dazu neigt sich vollzusaugen.
Wenn man sämtliche bis jetzt genannten Punkte ausschliessen kann und das Objekt nicht in einer Wasserschale oder Pfütze steht, siehts nicht schlecht aus bezüglich Winterfestigkeit. Aber wie ist das Keramikobjekt aufgebaut? Gibt es Rillen, Dellen, Kanten oder kleine "Becken", wo sich das Wasser sammeln kann? Das ist nicht grundsätzlich ein Problem - gibt es jedoch einen regelrechten Temperatursturz und das Wasser gefriert richtig schnell, dann kann das auch einer glasierten Keramik mit einer Wasseraufnahme unter 2 %, ohne Aufhängung oder Stab gefährlich werden.
Feindbild Nr. 2 für Gartenkeramik: Wind. Ob aufgestellt, aufgespiesst oder aufgehängt. Man sollte darauf achten, dass die Befestigung sturmsicher ist. Vor allem fiese Böen können Keramikobjekten ohne sicheren "Stand" übel zusetzen. Hängt ein Windspiel trotz dem Namen nicht unbedingt voll raus in die windigste Ecke - sonst wird aus dem Windspiel schnell ein Trauerspiel. Wer wie ich gerne Bäume behängt: Abstand halten! Achte darauf, dass sich die Objekte bei heftigen Wind nicht gegenseitig zerstören oder in dicke Äste knallen.
Wenn ihr Schnur nehmt, die durch das ewige Schaukeln sich selber und den Ast aufscheuern kann, hab ich euch einen Tipp: Holt einen durchsichtigen, farblosen Luftschlauch und fädelt den Draht oder die Schnur da durch. Der Schlauch sollte so lang sein, dass er die ganze Strecke um den Ast "schont".
Ich hänge meine Objekte mit Drahtschnur auf. Würde ich diese "nackt" aufhängen, könnte sie sich in die Rinde scheuern. Wenn der Baum die Kraft hat - und sich darin keine Schädlinge und Pilze ansiedeln - wird er die Wunde selber schliessen. Das heisst, die Aufhängung wächst ein. Das wäre dann zwar "sturmsicher". - verunmöglicht aber ein einfaches Ab- und Umhängen. Ausserdem ist es eine Gefahr für den Baum. Viele Schädlinge warten nur darauf "offene Wunden" zu besiedeln.
Der "Schlauch-Hack" kann auch bei der Aufhängung an anderen Orten sinnvoll sein. Stichwort "Rost" oder Kratzer.
Das waren meine 2 wichtigsten Punkte, die ich bei Gartenkeramik beachte, wenn ich sie voll dem Wetter aussetzen will. Alles andere wie fliegende Bälle, spielende Kinder, tobende Haustiere oder wilde Gartengäste, ist unabhängig von der Jahreszeit.
Nur einen Faktor, der nicht in den Winter gehört, möchte ich noch erwähnen: Hagel. Gartenkeramik ist nicht aus Zucker und hält wirklich einiges aus. Sofern die Form und Verzierung nicht zu filigran sind. Entschärfen lässt sich das mit der Platzierung. Im Schutz von Bäumen und Sträuchern ist die Gefahr geringer, dass das Objekt die volle Breitseite vom Hagel abkriegt. Wenn man darauf achtet, dass das Teil nicht gerade auf der exponierten Wetterseite steht oder hängt ...ja dann.... könnte nur noch Murphy's Law greifen ;-) Oder?
Ich hoffe die Tipps helfen - und jetzt viel Freude & Spass mit deiner Gartenkeramik!
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